In jeder Branche haben Verbraucherinnen und Verbraucher heute Zugriff auf mehr Informationen als je zuvor, und damit auch mehr Macht. So entsteht eine komplexere Wettbewerbslandschaft, in der es beim Marketing weniger um Produktinformationen und mehr um Personalisierung, Validierung und Fürsprache geht. Im Gesundheitsbereich ist Patientenorientierung zu einem wichtigen Erfolgsfaktor geworden, wobei die Meinung von Patienten eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Einführung von Produkten spielt.
Wir haben Jackie Prinder, Leiterin Global Patient Business Solutions bei M3 Global Research, nach ihren Ratschlägen für erfolgreiche medizinische Forschungsprojekte mit Patienten gefragt.
1. WENDEN SIE DIE PASSENDE METHODE AN?
Je nach untersuchter Erkrankung kann die Methode den Unterschied zwischen Wohl und Wehe des Projekts ausmachen. Geht es um die geistige Gesundheit, sind Webcams beispielsweise womöglich nicht die am besten geeignete Methode, da sich manche Patienten bei deren Nutzung sehr unwohl fühlen und lieber telefonieren, als ein Videogespräch zu führen. Bleiben Sie offen für alternative Ansätze, die den Unterschied machen können.
2. DER RICHTIGE ZEITPUNKT IST ALLES
Die Dauer eines Interviews spielt ebenfalls eine Rolle dabei, inwieweit potenziell befragte Patienten am Projekt interessiert sind. Außerdem sollte der Patiententyp der Zielgruppe auch beim Umfang der abgedeckten Themen berücksichtigt werden. So haben schwer erkrankte Patienten eventuell nicht das Durchhaltevermögen für ein 90-minütiges Interview oder die Teilnahme an einem zweiwöchigen Online-Projekt mit „Schwarzem Brett“. Für Forschungen mit Patienten sind Befragungen von 45 bis 60 Minuten Dauer ideal.
3. TREFFEN SIE DIE RICHTIGE VORAUSWAHL
Bei der Ausarbeitung von Auswahlfragebögen für Patienten ist entscheidend, dass die Fragen angemessen sind und den Befragten nicht in eine bestimmte Richtung leiten. So können Befragte präzise gefiltert werden. Beispiel: Anstatt „Wurde bei Ihnen Diabetes Typ 2 diagnostiziert?“ könnte man fragen: „Welche der folgenden Erkrankungen wurden bei Ihnen diagnostiziert?“. Auf diese Weise kann sich der Patient selbst identifizieren.
4. SCHREIBEN SIE FÜR IHRE ZIELGRUPPE
Denken Sie daran, dass Patienten keine Ärzte sind und klinische Ausdrücke möglicherweise nicht verstehen. Bevorzugen Sie also normales Deutsch. Wenn Patienten einen Auswahlfragebogen beantworten, kennen sie eventuell nicht den vollständigen medizinischen Ausdruck (z. B. Plaque-Psoriasis ggü. Psoriasis, Urtikaria ggü. Nesselsucht). Somit kann eine detaillierte Beschreibung der Erkrankung oder des Subtyps sicherstellen, dass der Patient die richtige Erkrankung auswählt. Mehrdeutigkeiten oder Unsicherheiten können zu fehlerhaften Daten oder unnötigen Ausschlüssen führen.